Beim aktuellen PR3046 „Die Stadt im Sturm“ muss ich leider sagen, dass Leo Lukas hier die Latte elegant untersprungen hat. So wirklich spannend und immersiv war der Roman leider nicht. Ich habe einige Seiten nur quergelesen und muss leider feststellen, dass unsere beiden österreichischen Autoren, die normalerweise eine sichere Bank sind, doch bei ihren aktuellen Romanen deutlich unter dem bleiben was sie eigentlich können.
Short: Perry Rhodan sucht im ursprünglichen Galaxien-Geviert der Cairaner weiterhin nach Spuren der von der Kandidatin Phersune geschlagenen Superintelligenz VECU. Dabei verschlägt es ihn schließlich in „die Stadt im Sturm“, wo er versucht die verbleibenden Index-Bewahrer zusammen zuführen, um ein Mittel gegen die Kandidatin Phersune zu finden.
Gleich auf der ersten Seite fällt der mit sechs Charakteren große Personenkasten auf und dort hätte man locker noch sechs weitere Charaktere unterbringen können, die eine nicht ganz unwichtige Rolle in dem Roman spielen. Viele Charaktere und damit auch zwangsläufig viel Handlung, die in die wenigen Seiten eines Heftromans passen müssen. Man mag erahnen, hier könnte schon das Problem des Romans liegen: Es war viel zu viel für den begrenzten Platz.
An und für sich waren Monbodda der Hocker, der Steward Remalhiu ke-Keelac, Donn Yaradua, Iwán/Iwa Mulholland, und alle sonstigen Mitglieder von Perry Rhodans Einsatzteam und natürlich der Unsterbliche selbst, ein spannendes Ensemble. Das Problem ist einfach, wenn die Bühne so voll ist, das sich keiner mehr bewegen kann, dann hat die Handlung nicht ausreichend Platz um sich zu entfalten, und das Erlebnis für den Zuschauer bleibt zwangsläufig auf der Strecke.
Schön wiederum war, dass Leo Lukas der Figur Remalhiu ke-Keelac und dem Transportnest SONNENHEIM sowie die Heimatwelt Basslat genug Platz eingeräumt hat, um dem Volk der Ramie gerecht zu werden. Als Perspektivfigur war der Steward des Luxusraumers fast ideal und hat mir gut gefallen. Auf der anderen Seite nimmt das aber dem Einsatzteam Perry Rhodans auf dem Schiff die Möglichkeit, sich zu entfalten. An der Stelle hätte man es für einen Roman genug sein lassen können.
Den Antagonisten Monbodda der Hocker und sein Schiff APPU hätte man sich problemlos für den nächsten Roman aufheben können, das wäre immer noch ein randvoller Viererblock geworden und muss nicht zwangsläufig in einen Doppelroman gequetscht werden, zumal mit dem Sextadim-Span der VECU noch ein dicker Brocken kommen dürfte.
Auch wenn Leo Lukas den Platz für das Zitat Donn Yaradua für die eigentlichen Handlung hätte sinnvoller einsetzen können, geht diese Fehlkonzeption meiner Meinung nach voll auf das Konto der Expokraten, die mal wieder zu viel Stoff in zu wenig Platz quetschen müssen. Manchmal liegt die Latte selbst für einen wirklich engagierten Könner zu hoch.
Mich stimmt es etwas traurig, wenn so viel Potenzial bei Autoren und Expokraten sich nicht voll entfalten kann.
Bleibt die Hoffnung auf die Fortsetzung in der nächsten Woche.
* PERRY RHODAN ®, ATLAN ® und Mausbiber Gucky ® sind eingetragene
Warenzeichen der Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt
Eine erfreuliche Überraschung war dagegen Phillip P. Petersons „Transport“.
Auf den ersten Seiten hatte ich meine Zweifel, wie es dieser Roman soweit in die Amazon-Charts geschafft hat. Mit einer gewissen Faszination des Grauens habe ich mich auf den ersten Seiten gewundert, wie die vielen positiven Rezensionen zustande gekommen sind. Es war übertrieben, etwas gewollt und mir etwas zu simpel gestrickt.
Auf der anderen Seite aber auch sehr erholsam und entspannend. Keine großen aktuellen gesellschaftlichen Probleme, mehr dafür eine vom Alltag losgelöste Handlung, die wenn man sich erstmal auf sie einlässt, durch aus Spannung entwickelt.
Hat man das dreckige Dutzend der Todeskandidaten erstmal hinter sich gelassen und taucht tiefer in die Transport-Sphäre ein, dann entsteht schnell ein gewisser Sense-of-Wonder, der zwar nicht wirklich neu ist, wenn man Serien wie Stargate, die frühen Perry Rhodan Abenteuer auf der Venus oder auch John Scalzis „Krieg der Klone“ (incl. Fortsetzungen) kennt, aber sich noch steigert.
Irgendwann verlässt die Handlung die SF-Horror Gefilde und dann entwickelt sich PPPs Russel Harris zu einem ebenso sympathischen Kautz, wie die das John Scalzis John Perry von Anfang an ist.
Einschließlich der durchaus realistischen und sympathischen Wendung zum Schluss.
Ich habe den Roman jedenfalls mit zunehmendem Vergnügen gelesen und mir anschließend die Fortsetzungen gekauft, auf die ich mich schon freue.
Phillip P. Petersons „Transport“ macht also Lust auf mehr! Er hat damit ein Rezept gefunden, wie man auch als Selfpublisher in der SF Erfolg haben kann. Ich denke, das werde ich für mein nächstes eigenes Projekt mal näher ansehen …
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