… und das war stellenweise richtig coole SF!
Bei diesem Perry Rhodan Roman war ich erst skeptisch, dann von der Experimentierfreude des Autors Michael Marcus Thurner sehr angenehm überrascht. Wenn man glaubt, man kennt den Autor, entdeckt der einfache eine neue Seite an sich selbst. Es gibt Schlimmeres 😉
Short: Perry Rhodan ist im Ephelegonsystem und besucht dort seinen alten Freund Icho Tolot auf desen Weltraumfestung. Das alleine wäre natürlich langweilig und so kommt noch unangemeldeter Besuch vorbei …
Hm, soweit so konstruiert. Ich verstehe ja, das Perry Rhodan Abenteuer-SF ist, aber muss das jetzt wirklich so plump eingestielt werden? Ja, das Setting ergibt soweit Sinn, aber mir persönlich fehlt es da etwas an der Motivation für den „Besuch“. Sowie fehlt mir etwas der Hintergrund für den neuen Zyklus, wenn man ihn den komplett für sich alleine stehen lässt, ohne ihn in den größeren Metazyklus einzubetten. Nur Fan-Service alleine bringt es ohne eine sinnige Rahmenhandlung auch nicht.
Ja, Icho Tolots Raumfestung bietet den einen oder anderen Sense-of-Wonder, aber ich als Haluter würde mich dort doch etwas unterfordert vorkommen. Nur Training in so einer kleinen künstlicher Umgebung, da hatte die USO mehr Platz für deutlich kleinere Wesen. Man mag es herauslesen, so ganz überzeugt bin ich von dem Teil des Romans nicht.
Deutlich interessanter war da der Antagonist Thosen Musay. Ein etwas skurriler Zeitgenosse, der sich auf der Suche nach Kunden zu ein paar neuangesiedelten intelligenten Pilzen verirrt. Offensichtlich hat das erstmal gar nichts mit der eigentlichen Haupthandlung zu tun, spielt aber seinen Charme aus. Man entdeckt neue Seiten an Neu-Terrania, die man sonst eher nicht zusehen bekommt und taucht tief in die Gesellschaft des Planeten ab. Offensichtlich hat der Informationsmediator Thosen mehr als nur ein Problem und steckt seine Nase in Dinge, die ihm mehr als nur ein paar Schrammen einbringen kann. An der Stelle wird es dann interessant, den der Erzähler ist eindeutig nicht zuverlässig. Ich finde das hervorragend gelöst und genau richtig für diese Figur und das dahintersteckende Thema.
Wobei wir beim Thema Organoiden wären. Es wurde schon beim letzten Roman von einigen Lesern bemängelt, das Perry Rhodans eigenes Organoid aktuelle keine größere Rolle spielt, obwohl man eindeutig festgestellt hat, das er sich eines eingefangen hat. Die Gefahr, die von diesen heimtückischen Dingern ausgeht, ist ersichtlich und auch seit Jahrhunderten der neuen LFG gekannt. So ganz passt das nicht zusammen. Es ist absehbar, dass dort noch was in der Richtung kommen wird. Ich hoffe, es gibt nicht irgendwann eine Duschszene mit Perry und es war alles ganz anders!
Mir fehlt da etwas die Konsistenz in der Behandlung der Gefahren und der eingesetzten Technologie. Ich denke in puncto Umgebung, Technologie und den Zyklusablauf wäre es nötig, dieses in Autorenteam noch tiefer und breiter zu streuen, um ein einheitliches und vor allem konsistenteres Bild zu bekommen.
Wobei mir wieder in den Anfängen der Serie wären. Das Solare Imperium z.B. war einerseits aus terranischer Sicht ein fast schon utopischer Entwurf, krankte vom erzählerischen her aber an der Überlegenheit der Terraner. Wir haben jetzt die gefühlte 27. Invasion einer fremden Macht vor uns und immer noch wird die Milchstraße auf dem falschen Fuß erwischt. So langsam wäre es vielleicht nicht schlecht, wenn man etwas daraus lernen würde …
Na eine Utopie ist eine Dystopie, die noch nicht gescheitert ist, ich vermute stark, dass wir uns aktuell im vierten Teil des Thez-Großzyklus befinden, auch wenn das wohl niemand anderes so sehen mag …
In Summe war aber schon einiges an cooler SF mit dabei und ich bin gespannt, wie es weitergeht. Michael Marcus Thurner hat sich jedenfalls mit der Technologie Mühe gegeben, auch wenn das Gesamtbild noch nicht ganz rund wirkt.
Ich habe „In den Augen des Riesen“ mit Spannung und einigem Vergnügen gelesen.
* PERRY RHODAN ®, ATLAN ® und Mausbiber Gucky ® sind eingetragene
Warenzeichen der Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt
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