Mein Stapel der ungelesenen Bücher starrt mich strafend an, aber ich muss zugeben, ich war neugierig, nachdem ich in der SOL 94 sowohl die Unrechte Wanderer Kurzgeschichten von Michael Tinnefeld & Gerhard Huber, als auch die etwas harsche Kritik zur „Heilerin von Hangay“ gelesen hatte.
Man mag es anhand des Tempos vermuten, der Roman ist mit 93 Seiten kurz und knackig und gut am Stück zu lesen. Das Thema ist ambitioniert und gut umgesetzt, lebt aber natürlich von der Wendung am Schluss, so das ich nicht auf alle Details eingehen kann ohne zu spoilern.
Was gleich auf den ersten Seiten auffällt: Die Geschichte lässt sich eigentlich gut lesen und ist spannend, aber das Gefühl das hier etwas nicht stimmt, kommt relativ schnell auf. Das ist natürlich auf der einen Seite Absicht, auf der anderen Seite aber auch handwerklich bedingt. Was mir auffällt: Es wird viel geredet. Oder um auf den Punkt zu kommen: Es wird zu viel geredet.
Eine der goldenen Regeln des Schreibhandwerks ist und bleibt „Show, don’t tell“. Ich sehe viele redende Köpfe vor mir, aber nur etappenweise reale Umgebung. Es entsteht der Eindruck eines Kammerspiels. Die Protagonisten sterben wie die Fliegen, aber ohne wirklichen technischen Widerstand oder fühlbaren Überlebenskampf.
Möglicherweise eine Frage der Perspektive. Da hätte vielleicht eine deutlich nähere Perspektive mit mehr Sinneseindrücken geholfen und besonders deutlich mehr Interaktion mit der Umgebung. Der schürzenjagende Raumpilot hätte sich dafür angeboten, die Ansätze waren definitiv vielversprechend. Zum Schluss hin, gab es keinen wirklichen Grund, ihn unterwegs so sang- und klanglos sterben zu lassen. Hier wurde, meiner Meinung nach, eine große Schlussszene mit der Heilerin selbst vergeben – durchaus in Kombination mit der stattfinden Endkombination.
Die Technik kam meiner Meinung nach etwas zu kurz, so ganz plastisch waren die Ausfälle nicht beschrieben.
In Summe aber war der Roman aber auf hohem Niveau. Der Spannungsbogen war gut gewählt, die Idee des Romans klasse und mit einer Menge Witz und Charme, die sich auch und besonders in der Traitank-Szene und dem Nakken widerspiegeln. Noch kein handwerklich perfekter Roman, aber mit Potenzial.