… und über den Roman muss ich noch mal nachdenken.
Meistens beginne ich eine Rezension mit der ganz subjektiven und persönlichen Frage „Hat mir das gefallen, was ich gelesen habe?“. Die zweite deutlich wichtigere Frage „Warum ja, warum nein?“, folgt dann, soweit ich sie mir beantworten kann, eher gegen Ende.
Das obligatorische „Worum geht in dem Roman?“, wird gefolgt von der Frage der Relevanz im Zyklus und dann natürlich wie hat der Autor es umgesetzt.
Bei diesem Roman stehe ich etwas verwirrt da. Es gab viel Schönes, wie die ON-Piraten, die Desintigratorwürmer, das Team aus Perry und Tenga. Der Oxtoner, die beiden Wurmreiter zum Schluss. Und dann gab es einige Momente, in denen ich das Heft für einen kurzen Moment verwirrt zu Seite gelegt habe. Fast scheint es so, als ob Uwe Anton sich selbst die Frage gestellt hat, was soll das hier (alles) überhaupt werden? Gegen Ende des Romans muss ich sagen, er hat die Kurve noch so halbwegs gekriegt.
Short: Auf dem Weg zu Wega wird die BJO BREISKOLL von Linearraumtentakeln aus dem Liniarraum geholt und Perry stürzt sich zusammen mit dem Singanesen Tenga in den Schlund eines großen Wurmes.
Die Frage nach dem „Warum macht Perry das?“, hat mich etwas beschäftigt. Ich spekuliere mal wild herum und würde behaupten das stand so im Expose und der Autor war da auch erstmal etwas verwirrt und musste erst einen Weg für sich finden, wie man das zum Funktionieren bekommt. An sich fand ich die Ideen in dem Roman witzig und das Ganze hatte viel Potenzial, das dann auch stellenweise hervorblitzte.
Das eigentliche Problem liegt meiner Meinung wie es sich konstant, bis auf die löbliche Ausnahme des Zyklusendes von Genesis, durch diese Expo-Epoche zieht: an der Vermittlung der Vision von den Expokraten zum Autorenteam. Wie sieht diese neue Post-Weltenbrand-Galaxis aus? Was war während des Weltenbrandes? Wie funktioniert das Leben des Einzelnen in welcher sich entwickelnden Gesellschaft?
Wim Vandemaan hat den Durchblick und die Visionen, Christian Montillon hat die witzigen und abgedrehten Einfälle. Die Autoren können gute Romane schreiben, wenn sie denn die Chance dazu bekommen. Woran es fehlt, ist mal wieder und immer noch der Mittelbau. Ein einheitliches Bild der Umgebung und des darin tobenden Lebens. Wohin geht die Reise? Es reicht nicht, wenn die Expotarchen das wissen, die Autoren müssen sich sicher darin bewegen können.
Sowas muss bei allen Beteiligen sitzen, bevor man mit Band Eins eines Zyklus anfängt. Das ist kein Automatismus.
In Summe, würde ich sagen war der Roman gut, aber mit ein paar Fragezeichen. Beim Zyklus stelle ich mir die Frage, wurde da viel Potenzial verschenkt? Warum nicht mitten im Weltenbrand anfangen? Etwas mehr Mut zur Dystrophie hätte meiner Meinung nach nicht geschadet, ganz im Gegenteil.
Die jährliche Autorenkonferenz im Ehren, aber ein mehrtägiger Vor-Zyklus-Workshop wäre vielleicht eine Idee …
Eine kleine Anmerkung zum Permanent-Linearraum-Antrieb: So ein System funktioniert nur, wenn er aus mehreren unabhängigen Antrieben besteht, die zusammen arbeiten und somit eine Einheit ausfallen kann oder noch viel wichtiger gewartet, repariert oder ersetzt werden kann. Ein Antriebs-Cluster oder Clusterantrieb. Was dann auch die Anzahl der einzelnen Tentakel erklären könnte. Ein cooles Konzept, das vielleicht das eine oder andere Wort mehr verdient hätte. Was uns zu Standardproblem Nr. 2 führt: Etwas viel Handlungsstränge für einen Roman. Diese Episode hätte locker für einen Doppelband oder einen 4er-Block getaugt …