Perry Rhodan 2915 gelesen … und es war ein starker Roman.
Im ersten Anlauf hat er mir gut gefallen. Es geht gleich in Media Res – frei nach dem alten Motto fang gleich mit dem Weltuntergang an und mach dann alles noch viel schlimmer.
Nach dem „James-Bond“esken Einstieg geht es dann etwas ruhiger, aber nicht langweilig weiter. Wir erfahren einiges über die arkonidische Gesellschaft ohne das alles beherrschende Arkon. Die Abkehr vom absolutistischen Modell zu einer etwas föderaleren Adelsstruktur tut meiner Meinung nach Thantur-Lok gut. Auch wenn man das Reich vielleicht in viele Baronien, mit einem gemeinsamen, baronieübergreifenden, Rat für das ganze ehemalige arkonidische Reich, hätte versehen können. Da wäre eine ganze Menge Platz für ein lebendiges politisches Leben geboten worden.
Aber ich denke, die Richtung stimmt. Sowohl im Aufbau der nacharkonidsichen arkonidschen Gesellschaft als auch im Aufbau des Romans selbst. Es gibt mit der Kralasenin Kiroan eine starke Figur, die den kompletten Roman trägt und einrahmt. Das erlaubt ein Eintauchen in die neue Welt der Kristallbaronie ohne von einer zweiten konkurrierenden Handlung aus dieser Welt wieder herausgerissen zuwerden.
Natürlich gibt es noch ein romanübergreifendes Thema, das dieser Roman verarbeiten muss, die Gemen und ihr Spross KYLLDIN. Verena Themsen versteht es allerdings alle Fäden zu einem harmonisch interagierenden Ganzen zuverweben.
Somit haben wir eine, aus vielen Facetten bestehende, lebendige Geschichte. Mir gefällt solche eine harmonisierende Handlung deutlich besser als zwei Handlungsstränge, die sich gegenseitig kannibalisieren. Die Handlung um das Springermädchen Kylldin erreicht zwar nicht ganz die Qualität von Michael Marcus Thurners Yeto aus PR2906, integriert sich aber gut in das Gesamtbild.
Etwas Kritik gibt es natürlich auch. So sind mir im zweiten Anlesen die schmerzenden Rippen der Arkonidin Kiroan auf Seite 6 aufgefallen. Wäre was Thema Brustplatte anstatt Rippen nicht noch mal explizit später im Roman behandelt worden, könnte man diese Anmerkung jetzt etwas kleinlich finden, so aber trübt dieser unnötige Fehler doch etwas den Gesamteindruck. Aber man muss ja nicht alles im Serienkanon in sich stimmig finden.
In Summe hat mich Verena Themsens Roman überzeugt. Klasse.
* PERRY RHODAN ®, ATLAN ® und Mausbiber Gucky ® sind eingetragene Warenzeichen der Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt
Was die Expokraten mit dem langsamm zerfallenden Imperium machen ist natuerlich deren Sache. Auch dass es zerfaellt, was m.E. in einer dermassen durchorganisierten Gesellschaft, wie es ein Sternenreich sein muss, schlecht geht, nur weil der Zentralplanet weg ist, und noch weniger blos weil der Imperator nix von sich gibt. Vor allem weil es ja nicht so ist, dass es keine Verbindung aus der Messingwelt raus gibt. Und es hat ja den Zarlt. Aber ich hak das mal unter kleinerer Unlogik ab, bzw. schlechter Schilderung warum der Zerfall tatsaechlich passiert und dann trotz allem (eher) friedlich ist.
Was mir gefaellt ist dass die Situation auf eine Art Hl.Roemisches Reich Deutscher Nation der Neuzeit (15.-18. Jht) rauslaufen koennte. Also einem Gesamtgebilde mit sehr diferenzierten und weitgehend autarken Innenstrukturen (vom einzelnen Sonensystem, oder gar Planeten bis hin zu Grossbaronieen mittausenden Systemen) und einem Herscher der zum einen aus diesen gewaehlt wird, zum anderen aber, trotz enormer Macht nicht komplett durchregieren kann. Eine perfekte Basis fuer dutzende Zyklen bei denen nicht jedes mal das Universum gerettet werden muss. Mit realen Menschen reichts halt nicht eine Raumschlacht zu gewinnen oder ein Tor zu Unterwelt zu verschliessen um Friede Freude Eierkuchen zu machen.
Ich weis, ich bin da zu optimistisch, aber dieses dahinentwickelnde Arkonidenimperium wuerde mir sehr gefallen als Nebenstrang durch die nachsten 1000 Hefte.
Der Hinweis auf das Hl.Roemisches Reich Deutscher Nation triff es, glaube ich, gut.
Wie schon angedeutet stimme ich dir zu das der Entwurf der Expokraten im Prinzip gut ist, aber leider nicht bis ins Letzte durchkonstruiert ist.
Das arkonidische Imperium ist extrem zentralistisch und ich denke schon das es das Selbstverständis bis ins Mark erschüttert, wenn das zentrale Machtzentrum komplett wegbricht. Zarlt kann das wahrscheinlich im ersten Moment abpuffern, aber ich denke die „reinrassigen“ Arkoniden würden sich niemals so vollständig von Kollonialarkoniden beherrschen lassen sondern selbst nach der Macht greifen.
In letzter Instanz geht aber an einer übergeordneten Instanz kein Weg vorbei, wobei wir wahrscheinlich bei einem gekührten Imperator/Kaiser währen, der im Reich umherzieht und M13 nach außen vertritt.
Auch ein zentralistischer benoetigt lokale Entscheidungen und bedingt lokale Machtzentren. Frankreich ist, genauso wie Russland, ein schoenes Beispiel. Auch wenn alle Macht in Paris oder Moskau gebuendelt ist, es gibt bedeutende Gegenpole die zwar dem Kommando der Hauptstadt prinzipiell folgen (muessen), aber eben dann doch auch viel aus der Zentrale gnorieren oder einfach anders machen. Wenn man das in diesen beiden Laendern analysiert sieht man auch recht gut wie unterschiedlich damit umgegangen wird – ich will jetzt nicht sagen wer da jetzt wirklich die tauglichere Implementation hat.
Und das mit der Reinrassigkeit ist denke ich kein so grosses Thema. Die Masse der Leute arangiert sich immer mit dem was ihnen vorteil bringt. Gestern noch Junger Pionier, und heute BWL-Student :))
Wie gesagt, mir wuerde es gefallen wenn die Lanzeitentwicklung der ‚Arkonidischen Lande‘ fuer die nachsten 500-1000 Hefte Hintergruende liefert. Nicht als etwas was diesen Zyklus abgeschlossen wird sondern als fortlaufende Geschichte, die imemr mal wieder als Handlungsplatz auftaucht und dabei die Entwicklung fortschreibt, aber auch ab und an Kernentwicklungen in 4-8 Baenden umfassenden Subzyklen aufzeichnet. Und nebenbei auch noch jede Menge Plaz fuer Mini-Serien. Und alles ohne den Zwang, wie beim SI… aeh, der LFT, oder was jetzt kommt, zu einem Ende zu kommen, dass PR und Co. stabilisiert.
Ich muss dazu anmerken, dass Der Zarlt von jeger immer der Vizeadminiatrator war. Das dieses Gelabere von den ‚reinrassigen Arkoniden‘ erst sehr viel später in die Serie eingefübrt wurde. Nebenher sehe ich in der Episode absolut keine ‚förderale Struktur‘. Da ist eine zentrale Verwaltung weggebrochen und die Trümmer versuchen sich mehr oder weniger durchzulavieren. Wenn es denn dann einen Feudalherren gibt, der, wahrscheinlich aus reiner Existenzangst, ein paar liberale Strukturen einführt. Dann ost das schön. Mehr aber nicht.
Auch kann ich da keine richtigen Parallelen zum hl. römischen Reich der frühen moderne finden. Das waren alles – zwar teils aufgeklärte aber dennoch- Feudal und/oder Diadochenreiche.
Grundsätzlich mutet ein Feudalsystem in einem Universum, welches über zeitverlustfreie Kommunikation verfügt, eh total daneben an. Auch wenn man dem Argumwnt folgt, das funktionierende Verwaltungen immer Aristokratien bilden. Irgendwie ist das alles nicht mal ansatzweise durchdacht.
Eigentlich sollte es innerhalb eines derartig kurzen Zeitraums garnicht zu signifikanten Änderungen kommen. Mit Zalit, dem Zarlt und der ‚Ersten Kolonie‘ hatten die Arkoniden immer ein Backupsystem, welches so von jeder vorausschauenden Administration installiert worden wäre. Dieses Herumreiten auf ‚reinrassig‘ etc. habe ich nie verstanden, weil idiotisch für eine 10.000 Jahre alte expansionistische Gesellschaft. Als ob die Römer bis zum Zerfall nur Romgeborene oder die Osmanen nur Vortänzer aus den Turkvölkern gehabt hätten. Gerade letztere haben ihre grössten Expansionserfolge eher Sultanen mit multiethnisch geprägtem Hintergrund zu verdanken.
Ich hab das mit dem ‚Reinrassig‘ bei den Arkonieden immer eher als eine Stroemung, beschraenkt auf bestimmte Kreise und Umstaende verstanden. Es ist menschlich sich vom gemeinen Volk absetzen zu wollen und auch umgekehrt von den Grosskopferten. Dazu gehoert auch alle moeglichen, haarstraeubenden Begruendungen zu erfinden, warum man nur dazu gehoert oder nicht. Bester Stoff fuer Romanhintergruende.
Warum ein Adelssystem nicht funktionieren soll versteh ich nicht. Das aus Meriokratien meist zwangslaeufig Adelssysteme entstehen und diese, gerade in einer Uebergangsphase von den Gruendern zur zweiten und dritten Generation, selten stabil sind ist klar. Nur spricht das weder gegen das Entstehen, noch das langzeitliche ueberleben. Auch in Europa beherbergen wir sowohl absolute Monarchien, bei denen der Herscher bis in die Mullabfuhr reinregiert (Lichtenstein), als auch Adelssysteme die mit angepasster Demokratie das Land fest im Griff haben (England).
Ich seh da wenig probleme mit prinzipiell aristokratisch organisierten arkonidischen Staaten.