Perry Rhodan 2904 gelesen … und warum fliegen wir empor zu den Sternen, hinaus ins Unbekannte? Weil wir das Abenteuer suchen!
Das war eine der vielen Perlen, die Leo Lukas in seinem Roman versteckt hat. Die andere wichtigere ist die Frage: „Was ist schon Wahrheit?“ Möglicherweise stand die Frage auch schon so im Exposé, wer weiß?
Nun die eigentliche Frage ist, haben wir das Abenteuer gefunden, das wir gesucht haben? Für mich persönlich muss ich das leider verneinen. Der Roman war kein Abenteuerroman, es wahr eher in tieferer Blick in das Sein des Autors. Eine der Erkenntnisse, die man in jangjährigen Beschäftigung mit über einem halben Jahrhundert dieses Science-Fiction Epos gewinnen kann ist: SF spiegelt die Gedanken, Wünsche und Sehnsüchte der Entstehungszeit und Schaffenden wieder und nicht die kommende Zukunft.
Gut gefallen hat mir der Anfang des Romans. Es geht gleich in medias res, in pralle Leben so zusagen. Keine langweilige Auflistungen und Wiederholungen des Vorangegangenen, kein Ärgern über Brüche in der Handlung und den fehlenden Flow der Zyklushandlung. Das war wirklich gut gelungen.
Das Setting der aktuellen Zyklushandlung dagegen reist mich nicht vom Hocker. Ich bin kein Freund der kammerspielartigen Szenarien, die abstrus konstruierten Ausgangssituationen für das gemeine Horror-Scenario bilden. Das Genre hat seine Berechtigung und seine Fans, allerdings ist das „not my cup of tea“. Mich nerven hilf- und ausweglos dem Willen anderer unterworfene Charaktere. Dem fehlt schlicht und ergreifend das Abenteuerelement.
Das, was die Serie Perry Rhodan immer ausgezeichnet hat, ist es einerseits spannende Abenteuergeschichten zu erzählen und auf der anderen Seite das zu tun, das gute SF immer tun sollte: Den Geist anregen. Die Frage nach dem „was wäre wenn“ zu stellen. Weite, Großmut und ab und zu Menschlichkeit atmen zu lassen.
Dieser Roman gleitet schnell sehr ins Beobachtende und Beschreibende, anstatt den Leser die Handlung miterleben zu lassen. Man hat keine Chance in eine Handlung abzutauchen.
In Summe war das definitiv nicht Leo Lukas bester Roman. Ehrlich gesagt verliere ich langsam aber sicher die Lust daran, mich mit halbgar ausformulierten Erzählungen abspeisen zu lassen. Sowohl im Kleinen, dem Roman selbst, als auch im Großen, in der Zyklushandlung. Das, was fehlt, ist eine komplexe, lebendige und farbenfrohen Umgebung – und besonders fehlt die Zeit, diese Welt als Leser für sich selbst zu entdecken, in dem man sie miterlebt. Im Moment geht es im Schweinsgalopp durch Theaterkulissen.
Aus dem Stoff dieses Romans hätte man bestimmt drei oder vier gute Romane machen können. Wenn man alles in einen Roman quetscht, bekommt man nur noch Pressfutter anstatt einiger gelungener Soufflés.
* PERRY RHODAN ®, ATLAN ® und Mausbiber Gucky ® sind eingetragene Warenzeichen der Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt