Perry Rhodan 2902 gelesen … und mir hat der Roman sowohl sehr gut gefallen, als auch so gar nicht gefallen.
In Summe überwiegt das Positive, allerdings gibt es auch einen Punkt, den ich seit 2700 kritisiere und der mir immer noch nicht gefällt.
Aber erst mal die guten Nachrichten. Oliver Fröhlich hat einen bodenständigen, spannenden und guten Roman abgeliefert. Das interne Konstrukt des Romans ist in sich stimmig, die Charaktere glaubwürdig und die Umgebung trägt die Geschichte. So weit, so gut. Das hat mir gefallen und hinterlässt einen insgesamt positiven Eindruck.
Natürlich gibt es in der Geschichte an sich Elemente, die nicht passen. So sind es am Ende dann doch wieder Parakräfte, die einige Leser – in diesen Fall vollkommen zu Recht – maulen lassen, das sei mehr Fantasy als Science-Fiction. Besonders bedauerlich, weil sich die gleichen Effekte mit Elementen der Science-Fiction spannender und glaubwürdiger hätten umsetzen lassen. Ohne Kenntnis des Exposés, ist es an der Stelle natürlich müßig, dem Autor oder dem Exposé die Schuld geben zu wollen. Ich persönlich tippe hier aber zu mindestens teilweise auf die Bequemlichkeit des Autors für diese eher maue Umsetzung an den Stellen. Das hätte sich mit einer etwas anderen Gestaltung der Umgebung vielleicht besser umsetzen lassen. Zum Beispiel mit einem Feld das Parakräfte auf der ganzen Station gedämpft hätte.
Nun, das ist das normale Gejammere des Kritikers, die einfach zu jeder Rezension eines halbwegs guten Romans einfach dazugehört – irgendwas ist schließlich immer …
Kommen wir nun zum Teil, der mir wirklich nicht gefällt. Und das ist der Punkt wie mir von der Ausgangslage in PR 2900 zu der Lage in PR 2902 gekommen sind. Wäre Perry Rhodan eine Heftromanserie, in der sich lose irgendwelche Geschichten mehr oder weniger wahllos aneinanderreihen, dann könnte ich diesen Artikel an dieser Stelle beenden. Schöne Geschichten mit ein paar Punkten zum Kritisieren, was will der Rezensent mehr?
Genau keine mehr oder weniger wahllose Aneinanderreihung von irgendwelchen Geschichten, so gut diese auch seinen mögen. Sonst wäre ich bei den großen amerikanischen SF-Serien, die genau dieses tun, und nicht eben bei der Serie Perry Rhodan. Es gibt einen Grund, warum diese Serie die größte SF Serie aller Zeiten ist und warum die Serie seit einer so langen Zeit läuft: Es gibt eine sehr wichtige Metahandlung, die die einzelnen Romane zu einem Zyklus zusammenführen. Und Zyklen zu einem Großzyklus!
Das Fehlen einer solchen Vision ist das Letzte, was ich den Expokraten unterstellen möchte; ebenso wenig wie die Fähigkeit gute Spannungsbögen im Zyklus und wirklich exzellente Einzelromane abzuliefern.
Woran es harkt, ist der berühmt berüchtigte rote Faden. Gab es im atopischen Tribunal noch ein wildes Knäul aus roten, gelben, grünen und blauen Fäden, so bekommen wir hier abgerissene Fetzen eines roten Fadens. Die Sprünge sind einfach zu groß, wir holpern ohne glaubwürdige Übergänge von einem Setting zum nächsten. Das, was hier stattfindet, ist kein sanftes Korrigieren von Schwachpunkten, das ist das Umschwenken von einem Extrem in das andere nicht funktionierende Extrem.
Habe ich mal behauptet das Atopische Tribunal wäre mit 175 Bänden hoffnungslos überzogen worden? Wahrscheinlich habe ich das sogar mal getan. Rückblickend und in Summe hätte der Stoff des atopischen Tribunals locker und mehr als ausreichend für den gesamten Großzyklus bis zum Heft Nr. 3000 gereicht.
Es war nicht der Mangel an Ideen, der den Zyklus hat straucheln lassen, es war das Zuviel an parallelen Handlungskonzepten und -Ideen, die in einen Zyklus gequetscht worden sind. Es ging alles zu schnell und zu hektisch. Das ganze schlummernde Potenzial der Grundidee und des Settings hatten keine wirkliche Chance sich zu entfalten. Es wäre für jeden etwas dabei gewesen. Hätte man dem Ganzen die Zeit und den Platz gegeben, die die Geschichte benötigt hätte.
In Summe bleibt das ungute Gefühl, das dieser Zyklus nicht die Schachpunkte der vergangen besser macht, sondern, dass die guten Dinge des letzten Zyklus weggelassen werden. Und sich ein Teufelskreis entwickeln wird, in dem noch mehr das Tempo in der Zyklushandung angezogen wird.
Man verstehe mich hier nicht falsch, ich meine damit nicht die einzelnen Romane, die sollen schnell und spannungsreich sein. Was ich möchte, ist das die übergeordnete Zyklushandlung zu der Größe und kosmischen Weitläufigkeit der Vision der Expokraten passt. Ich hätte gerne ein großes Gesamtkunstwerk und kein Geschredertes. So vergrault man Leser, Autoren und auch die Expokraten. Das ist für alle frustrierend und demotivierend.
* PERRY RHODAN ®, ATLAN ® und Mausbiber Gucky ® sind eingetragene Warenzeichen der Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt