Perry Rhodan 2893 gelesen und … über den Roman musste ich erstmal eine Nacht schlafen, bevor ich dazu etwas sagen kann. Einige Dinge haben mir gut gefallen, bei anderen habe ich mich etwas überrollt oder vielleicht sogar überfordert gefühlt.
Der Roman an sich bordet vor Leben über und das ist etwas, was ich in der Serie wirklich vermisst habe. Das, finde ich, hat Leo Lukas sehr gut hinbekommen. Er hat sich darüber Gedanken gemacht, wie den so eine Expedition mit einem Raumschiff mit über dreißigtausend Besatzungsmitgliedern ablaufen soll. Das ist die Bevölkerung einer Kleinstadt. Da gibt es über dreißigtausend Individuen mit einem eigenen Leben und einer eigenen Geschichte und nicht nur eben die Hauptcharaktere und dreißigtausend belanglose Statisten. Von daher sollte es gerade auch um das Leben und Miteinander in der RAS TSCHUBAI selbst gehen.
Gut eingefangen hat Leo Lukas auch, dass es gerade keine natürlich gewachsene homogene Kleinstadt ist, sondern eine bunt zusammengewürfelte (Zweck)-Gemeinschaft aus Individuen, die irgendetwas besonders haben oder können müssen, um es auf ein Schiff wie die RAS TSCHUBAI zu schaffen.
Sehr gut hat mir auch gefallen, dass hier zusammengearbeitet wird, um im Team die anstehenden Probleme zu lösen. Und besonders auch das man dem Roman anmerkt, das sich Leo Lukas mit dem Problem selbst und der dahinterstehenden Technik intensiv beschäftig hat. Als jemand der selbst SF schreibt, weis ich, das ist anstrengend! Da liegt die Versuchung immer nah, schnell, schnell drüber hinwegzuhuschen und sich ausschließlich auf Handlung und Aktion zu stürzen. Von daher bin sich sehr angetan von dem, was ich gelesen habe.
Leo Lukas wäre nicht Leo Lukas wenn es nicht humorig dabei zugehen würde. Humor ist immer so eine Sache, mal passt es, mal passt es nicht. Da hat der Autor nicht immer Einfluss auf die Rezeption beim Leser. Neben dem einen oder anderen gelungenen Schmunzler, war da aber auch die eine oder andere Stelle, die etwas überdreht wirkte.
Aber kommen wir nun zum „Aber“ am Roman im zweiten Teil des Romans. Diese Sache ist mir schon in den letzten Vorläufer-Romanen negativ aufgefallen: Es gibt zu viele Charaktere an zu vielen gleichzeitigen Baustellen. Ich persönlich verliere hier schlicht und ergreifend die Übersicht. Wer macht wo was? So etwas ist tödlich für die bei einer Geschichte naturgemäß angestrebten Immersion in die Geschichte. Im besten Fall bleibt die Geschichte oberflächlich, im schlimmsten Fall ist es einem irgendwann egal, wer wo was macht! Ich muss gestehen in diesem Roman habe ich da die geistige Notbremse gezogen und nicht versucht Leo Lukas zu folgen. Es war nicht langweilig, es war gut und mit viel Herzblut geschrieben, aber es war „too mutch“.
Hier wäre eine Reduktion auf eine Gruppe oder die Feldherren-Perspektive meiner Meinung nach besser gewesen. Da wir hier im Perryversum uns in einer Science Fiction-Umgebung aufhalten, wäre es durchaus möglich gewesen aus der Zentrale – oder einem Missionsoperationszentrum – heraus das Ganze mit zu erleben und trotzdem ganz nah mit dabei zu sein. Besser wäre natürlich eine kleine überschaubare Gruppe gewesen, die auf eine Mission geht. Aber dafür hätte es ein viel kleineres, aber dafür überlegenes Schiff gebraucht. Eines wie Taurecs SYZZEL oder das Dreizackschiff TARFALA des Nakken Paunaro. Die STARDIVER aus 2700 hätte da Potenzial in der Richtung geboten. Aber lassen wir das Thema, bevor ich mich wieder über das sinnlose Verschleißen von Potenzial in dem Zyklus aufrege.
Die RAS TSCHUBAI ist ein gutes und faszinierendes Schiff und Leo Lukas hat uns in diesem Roman gezeigt, wie man dem Schiff Charme und Leben entlockt.
Gerne mehr von diesem bunten überbordenden Leben und dann auch bei den Charakteren bleiben, um als Leser die Chance zu haben mit diesen Charakteren mitfiebern zu können. Gerne auch mal im Zusammenspiel mit der Zentrale und dem Mutterschiff.
Klasse, mit den aufgeführten Abstrichen.