alternative Welten – Steampunk. Die Differenzmaschine von William Gibson und Bruce Sterling

So eine kleine Zwangspause hat auch etwas Gutes. Es ist doch erstaunlich, dass man immer erst merkt was man an einer Sache hat, wenn sie einem mal nicht oder nur sehr eingeschränkt zur Verfügung steht.

Aber ich schweife ab. Und das wohl ehrlich gesagt aus dem Grund, weil ich mir über das Thema sehr unschlüssig bin: Die Differenzmaschine von William Gibson und Bruce Sterling.

Mir ist das Buch vor Jahren auf der Suche nach weiterem Lesefutter von William Gibson in einer Buchhandlung aufgefallen. Der Klappentext hat mich nicht so angesprochen, dass ich es mir damals gekauft hätte. Vielleicht eine weise Entscheidung, denn selbst mit einer ganzen Reihe von Jahren Lebens- und Leseerfahrung dazwischen, bin ich immer noch ratlos was das Buch den nun genau aussagen soll. Aber was nimmt man nicht alles auf sich um seine Bildungslücken zu schließen …

Es ist atmosphärisch, ohne jeden Zweifel von zwei Könnern geschrieben. Wobei die eigentliche Idee hinter der Geschichte meiner Meinung nach definitiv nicht tragfähig genug für den epischen Rahmen der Geschichte ist. Zudem wirkt die Geschichte zusammen gestückelt.

Also jetzt nicht das Highlight das ich eigentlich – vom in Wikipedia als „Sie ist ein herausragendes Beispiel des Steampunk-Subgenres“ gezeichneten Geschichte – erwartet hätte.

Nun vielleicht bin ich deshalb nie mit Steampunk warm geworden. Obwohl es durchaus gute Vertretter dieser Gattung gibt.

In der Rolle des selber SF-Geschichten schreibenden und als jemand der – durch das Studium weis was Wasserdampf  zu leisten vermag – wundere ich mich warum Dampf hier für eine vergangene Epoche steht?

Aus den Augen aus dem Sinn? Definitiv!

Wenn Sie vor ihrem Rechner sitzen und das hier lesen wird der Strom hierfür zum einer Wahrscheinlichkeit von 80% aus einer Dampfmaschine stammen. Einer sehr moderen: der Dampfturbine. Und das egal ob sie jetzt beim Stromlieferanten explizit Wasser, Wind und Solarenergie bestellt haben oder nicht. Das ist eine kaufmännische Wahl, keine technische oder gar physikalische. Kein Elektron wandert von einem Windrad an der Nordsee zu ihnen in die Steckdose, wenn ein konventionelles Kraftwerk näher an ihnen liegt. Und tot ist Dampf deswegen noch lange nicht, dafür ist dieser Prozess ab einer bestimmten Größe einfach zu effizient.

Aber Retro ist schick und so zurück zum Buch. Steampunk funktioniert nur wenn etwas an den Abläufen der Vergangenheit geändert wird, sonst wäre wir einfach wieder in der heutigen Welt. In der Differenzmaschine ist dieser Wendepunkt der gewaltsame Tot vom Wellington, bzw. der Aufstand der zu seinem Tot geführt hat.

Vielleicht ist das der Schlüssel zum Steampunk: das „Was hätte passiern müssen“, damit eine Steampunk-Welt überhaupt entstehen kann. Also eher eine gesellschaftlich/politische Frage, denn eine die sich um Schrauben, Muttern und Bolzen dreht. Im übertragen Sinne: Das Schaf im Wolfspelz. Vielleicht einer der Gründe für das idealisierte Weltbild des steampunkischen viktorianischen Zeitalters im Vergleich zu der Menschen-fressenden industriellen Revolution. Vielleicht ein Paradox das mit dem Steampunk versöhnt: die Flucht aus einer übertechnisierten Welt – die keiner mehr wirklich verstehen kann oder will – in eine beschauliche, noch verständliche Welt der Technik.

Nun vielleicht doch ein Thema, das ein paar Gedanken mehr verdient hat …

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