Heute im Interview: Jan-Tobias Kitzel.
Er liest am 25.05.2014 um 20:00 Uhr im Kafe Krümelkram. Bei dieser Lesung ist eine Wärmflasche sicher nicht verkehrt, denn es wird wieder frostig! Wer schnell friert: nehmt zwei, es lohnt sich. Wer auf dem FDL 2013 bei der Lesung mit dabei war, wird das sicherlich bestätigen können. Vertrauen Sie mir, ich war anwesend 😉
H: Was ist das BB E-Book Event (für dich)? Warum nimmst du teil?
JT: Das Event ermöglicht es einem breiteren Publikum, Werke von unterschiedlichen Autoren kennenzulernen. Viele Menschen sind beruflich oder familiär so stark eingespannt, dass eine Offline-Lesung einfach nicht in den Zeitplan passt, da ist ein Online-Event natürlich eine tolle Sache. Als Vater einer (fast) sechs Monate alten Tochter kann ich das total nachvollziehen. Außerdem „wirkt“ eine Lesung in einer so toll designten Online-Umgebung natürlich nochmal ganz anders, als eine Offline-Lesung, wo eher die Person des Autors im Vordergrund steht.
H: Wie siehst du das Medium Ebook im Vergleich zum klassischen Papierbuch? Persönlich, Philosophisch aber auch kommerziell.
JT: Ich liebe das E-Book. Ich bin dabei, nach und nach meine Sammlung an Papierbüchern aufzulösen und komplett auf E-Book umzusteigen. Auch wenn die Haptik eines Papierbuchs schön ist, sind die Vorteile des E-Books für mich einfach unschlagbar. Ein so kleines Gerät hat derart viele Werke an Bord … das ist einfach super praktisch. Wobei ich allerdings nicht glaube, dass das E-Book das Papierbuch komplett verdrängen wird, ich gehe „nur“ davon aus, dass sich in ein paar Jahrzehnten die Anteile umgekehrt haben. Also statt wie jetzt (unbedarft geschätzt) Papier/E-Book 80/20, dann eher 20/80.
Von der kommerziellen Seite her fällt für die Verlage mit dem Druck natürlich ein entsprechender Kostenblock weg, was gerade für kleinere Verlage die Möglichkeit bietet, ihre Werke mit attraktiven Preisen in einem ja eher schwierigen Markt konkurrenzfähiger zu machen. Außerdem hat das E-Book die Veröffentlichungsform des Self-Publishing auf breiter Front überhaupt erst ermöglicht. Wobei es mittlerweile sehr gute E-Book/Papier-Kombinationsmöglichkeiten für Selfpublisher gibt, zum Beispiel bei Amazon (Kindle Direct Publishing/Amazon Createspace).
H: Wie siehst du das Medium SL im Vergleich zur realen/normalen Welt? Was hältst du von den Kulissen in SL bei deiner Lesung?
JT: Wie schon gesagt sehe ich Second Life vor allem als sehr praktisch für all die an, die gerne bei Lesungen (oder Auftritten/Konzerten/….) dabei sein wollen, es aber zeitlich offline nicht schaffen. Es fallen mit Garderobe, Anfahrt, etc. einfach einige Zeitblöcke weg. In SL kann ich mich auch „mal eben“ für eine halbe Stunde bei einer Lesung einklinken, mir ein, zwei Kurzgeschichten anhören und dann wieder off gehen. Für eine halbstündige Lesung setzt sich hingegen wohl kaum einer ins Auto. SL steht damit für mich als attraktive Alternative neben der Offline-Welt. Sowohl Offline- wie auch Online-Lesungen haben jeweils ihre eigenen Vorteile. So kann ich Offline besser sehen, wie mein Publikum auf die Lesung reagiert, wo ich vielleicht beim nächsten Mal noch nachschärfen muss (Mimik/Gestik/Betonung/…), das geht in SL nicht. Dafür allerdings hat SL mit den Kulissen den Riesenvorteil, den Zuhörer auch visuell mit in „meine“ Welt zu nehmen. Wenn ich zum Beispiel aus einer meiner postapokalyptischen Geschichten lese und die Kulisse zeigt zu Eis erstarrte Wolkenkratzer, dann hat das auf das Publikum einfach einen tollen Effekt.
H: Was liest du auf den Ebook-Event? Bist du vor der Lesung aufgeregt, hast du gar Lampenfieber?
JT: Nachdem ich bei den beiden letzten Lesungen (online wie offline) aus meiner Kurzgeschichtensammlung „Frostzeit“ gelesen habe, werde ich diesmal aus aus meinem Roman „Froststurm“ (2013 im Begedia-Verlag erschienen) vorlesen. Wie man sich anhand der Titel denken kann, hängen beide Werke etwas zusammen: „Frostzeit“ ist eine Kurzgeschichtensammlung, die unter anderem Nebencharaktere und Nebenstränge aus „Froststurm“ aufgreift und zu eigenen Geschichten ausbaut. Wer also „Froststurm“ kennt, wird das ein oder andere in „Frostzeit“ wiedererkennen. Allerdings steht beide Werke unabhängig voneinander, man muss weder den Roman kennen um die Kurzgeschichten zu verstehen, noch umgekehrt.
„Froststurm“ ist dabei ein Genremix aus Thriller, Sci-Fi und Postapokalypse und spielt zeitlich in drei verschiedenen Zeitabschnitten (Jetzt, einige Jahrzehnte in der Zukunft, noch weiter in der Zukunft). Der Leser erlebt mit, wie übereifrige Wissenschaftler mit einem misslungenen Experiment eine neue Eiszeit auslösen, später dann Vertuschungsversuche der Regierungen, um Auserwählten die Rettung zu ermöglichen und am Schluss dann die vollends ausgebrochene Eiszeit und den Überlebenskampf der letzten Menschen auf der zu Eis erstarrten Erdoberfläche.
Lampenfieber? Ich sag mal so: Gerade Second Life hat den Vorteil, dass keiner sehen kann, wie zittrig ich beim Start der Lesung bin. Wenn dann aber die ersten Zeilen hinhauen, dann legt sich das und ich bin im Lesefluss, dann blende ich alles um mich herum aus. Ich freue mich auf jeden Fall riesig auf die Lesung und auf die Zuhörer-Reaktionen!
[H:] Ich hatte ihn noch etwas zur Thema Eiszeit befragt und er hat mich dabei etwas hinter die Kulisen blicken lassen – aber leider mit der Bitte nicht mehr zu verraten.
Bestimmt lässt er sich von den Zuhören seiner Lesung mehr entlocken …
[Quelle Kueperpunk BB E-Book Event 2014]