FDL Countdown – noch 9 Tage

Heute das Interview mit der Gründerin und Chef-Galeristin von Space4Art: Asmita Duranjaya. Über diese Sim habe ich ja schon zwei Mal im Blog berichtet. Diese Sim ist immer einen Blick wert und es wird noch einiges zu berichten geben.

HybridFlowers_by_Asmita_plakat

Asmita steckt mitten in den Vorbereitungen für das FdL, sie hat mir aber trotzdem ausführlich per Email geantwortet. Aber nun genug des Vorworts, hier kommen es:

Frage 1: Was ist dir besonders wichtig am/beim FDL einerseits als Veranstalter, Künstler und auch selbst als Teilnehmer (Besucher)?

Antwort A. D.: Als das FdL das erste Mal angekündigt wurde, dachte ich, es sei wieder so ein unbefriedigendes Massenspektakel, wie viele in Second Life, wo die Kreativität von Künstlern gnadenlos ausgebeutet wird, um das Ego einiger weniger aufzuplustern. Daran wollte ich nicht mitarbeiten. Der Hartnäckigkeit von ChapTer Kronfeld ist es zu verdanken, dass ich beim nächsten Mal doch dabei war und als Künstlerin an der Gestaltung eines Sim-Projektes mitwirken konnte. Das hat mich dann davon überzeugt, dass hier die Einzelperson ernst genommen wird und dass der künstlerischen Arbeit der Respekt gezollt wird, der nötig ist, um sich akzeptiert und wohl zu fühlen. Ich hatte damals zur Thematik Licht und Schatten Platos Höhlengleichnis künstlerisch umgesetzt. Das hat wirklich Spaß gemacht, war ein guter Einstieg und ermutigte mich, auch 2013 mitzumachen und unsere Sim Space 4 Art als Austragungsort mit anzubieten. Da der Fokus dieses Festivals auf Literatur liegt und ich zusammen mit meinem Partner in RL bilinguale Lyrik von internationalen Autoren als Büchlein im Handtaschenformat mit ergänzender Info- und Edutainment-CD-ROM produziere, konzentriere ich meine Beiträge auf die Vorstellung dieser Autoren und erschaffe z. B. ein Kunst-Objekt bzw. eine größere Installation im Kontext eines Gedichts. Nicht immer kann der Autor oder die Autorin vor Ort sein und so versuche ich dann, durch Originalsoundfiles und natürlich mit Genehmigung der AutorInnen ihre Stimme doch präsent zu machen, eine Möglichkeit, die in der Virtualität gut umsetzbar ist.

Threatened_plakat

Frage 2: Was zeigst du als Teilnehmer/Veranstalter?

Antwort A. D.: Einer unserer Autoren stammt aus Afghanistan und letztes Jahr haben wir mit ihm ein Gedichtbändchen herausgebracht in den Sprachen Dari und Deutsch. A. Z. Hadi hatte bereits auf dem Literaturfestival auf der Sim der Brennenden Buchstaben life gelesen, ist aber zum FdL in diesem Jahr verhindert, so dass ich oben erwähnte Methode benutze, um trotzdem neun seiner Gedichte vorzustellen. Sie berühren die Themen Krieg, Migration, Erinnerung und zeigen insofern eine typische Migrantenperspektive. Zur Thematik habe ich eine symbolträchtige Installation vorbereitet, die eine Viertelsim überspannt und den jetzigen Zustand Afghanistans darstellen soll: Ein Land mit kostbaren Schätzen, der Zerstörung ausgeliefert und von ständiger Bedrohung durch die umgebenden Staaten und die Großmächte USA und Russland erschöpft. Wie kann es gelingen, nach Abzug der Truppen in den nächsten Jahren wieder eine modernisierte, eigenständige Identität aufzubauen? Einige Antworten stecken in den Hovertexten, von denen acht über die Installation verteilt sind. Dies ist die Infotainment-Komponente der Installation. Der Gast sucht die Hovertexte und schreibt sich den Buchstaben in Klammern auf. Die acht Buchstaben ergeben ein Wort, nämlich eine Stadt in Afghanistan. Dieses Wort muss nun in das Laptop-Keyboard hinter dem afghanischen Gehöft eingegeben und die Enter-Taste (rechts) angeklickt werden. Bei richtiger Lösung öffnet sich der Vorhang und der Besucher erhält ein Geschenk. Die Lesung der Gedichte wird umrahmt mit einigen Feldforschungsaufnahmen zu den Musikinstrumenten Dutar und Zirbaghali. Diese habe ich nachgebaut in SL und sie werden von zwei Avis gespielt werden. Ferner stelle ich hybride Blumenporträts aus in einem Gehöft mit orientalischer Ästhetik. Auch der Autor A. Z. Hadi wird als Avatar anwesend sein, doch Fragen können ihm nur über nc gestellt werden J.

s4a_10_2013

Frage 3: Wie bist du zu den virtuellen Welten gekommen und was reizt dich persönlich besonders daran?

Antwort A. D.: Wie viele Deutschsprachige habe ich im Herbst 2007 in SL angefangen und wollte die virtuelle Welt als Werbestrategie für unsere in RL produzierten Bücher nutzen. Deshalb begann mein zweites Leben in einem Buchshop auf Book Island. Schnell weitete sich jedoch mein Horizont in Richtung künstlerische Betätigung aus und ich lernte immer mehr internationale Künstler in Second Life kennen, an denen ich mich orientierte und die mir die Motivation gaben, mich in viele der virtuellen Techniken einzuarbeiten. Es begann dann eine ungemein spannende und hochkonzentrierte Entwicklung, die mich zu vielen Ausstellungen, Wettbewerben, Auszeichnungen und Aktivitäten führte. Eine ausführliche Liste ist auf Space 4 Art zu erhalten. 2010 war ich es leid, ständig auf kleinen Landparzellen operieren zu müssen und zum gleichen Zeitpunkt suchte ChapTer Kronfeld nach neuem Land, so dass schließlich die Idee entstand, eine ganze Sim zu mieten. Unsere dritte Partnerin war Migina Miklos, die eher negative Erfahrungen mit einer Homestead-Sim gemacht hatte. Space 4 Art war geboren und ich organisierte die Sim und das Künstlerprogramm, denn von Anfang an war es mir wichtig, nicht nur selbst als Künstlerin wahrgenommen zu werden, sondern auch für andere Möglichkeiten zu schaffen, sich darzustellen. Ich organisiere gerne, auch in RL, und so bot Space 4 Art von Anfang an das geeignete Umfeld. Als Migina dann ausschied, übernahmen Moe Sandalwood und Lilia Artis ihren Landanteil und nun wird im November 2013 nach FdL ein dritter Wechsel stattfinden, da die beiden sich mehr auf RL konzentrieren müssen. ChapTer Kronfeld und ich sind somit die tragende Basis von Space 4 Art, und wegen meiner Organisationsarbeit und der Betreuung von 16 weiteren Künstlern in einer sehenswerten Galerie identifiziere ich mich sehr damit und bin ChapTer dankbar, dass er die Grundidee mitträgt und mithilft, das Projekt am Laufen zu halten.

Für mich persönlich kommt hinzu, dass mir SL und jetzt auch Metropolis Verwirklichungsmöglichkeiten bietet, die ich in RL nicht sehe. Hat man gelernt, das Handwerkszeug einigermaßen souverän zu beherrschen, sieht man schier unerschöpfliche Möglichkeiten zu künstlerischer Ideenverwirklichung. Ich habe es von Kindesbeinen an geliebt, mich in unerforschte Welten hineinzubegeben und bin auch heute noch Science Fiction-Fan. Der immersive Sog virtueller Welten ist für mich unwiderstehlich und ein sehnlicher Wunsch ist es, in Zukunft einen Chip zur Verfügung zu haben, der implantiert wird und durch den man in der Lage ist, die Virtualität physisch-real zu betreten….

 

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