Heute gibt es ein Interview mit einer Künstlerin in RL und SL(+) : Moewe Winkler. Ich wurde zum Interview von ihr in den Zyberspake eingeladen, in dem ich voller Entusiasmus empfangen wurde. Hier nimmt gerade ihr Beitrag für das FDL Formen an und man merkt sofort, dass Moewe hier mit viel Herzblut bei der Sache ist.
Moewe Winkler: wenn Du magst, kannst du mich gern in Zyberspake besuchen, es ist allerdings noch ein Bauplatz.
Hydors Golem: nicht schlimm, sieht aber schon ganz gut aus!
Moewe Winkler: so ungefähr sieht es im Inneren der Festplatte aus, glaube ich
Hydors Golem: sogar mit Viren
Moewe Winkler: ja klar, die werden ja hier geboren. Schau mal das Ei wird dann noch aufplatzen und dann kommen sie raus alle paar Minuten. Da sind welche sind sie nicht süß?
Hydors Golem: hehe ja, doch sehr beeindruckend.
Moewe Winkler: ich habe gesehen, dass Du jeden Tag ein Interview machen willst?
Hydors Golem: Ja, ich hab mir dafür 3 bis 5 Standard Fragen ausgedacht, damit es nicht zu lang wird, fangen wir gleich mal mit der ersten an:
Was ist Dir besonders wichtig am/beim FDL als Teilnehmerin ?
Moewe Winkler: Mir ist erstmal wichtig, dass es das überhaupt gibt. Dass sich so viele Kreative auf dieses Festival ausrichten und ihre Sachen zeigen. Wenn dann noch viele Besucher kommen und alle Spaß haben, das ist für mich am wichtigsten.
Also auch der Spaß. Vor allem der Spaß.
Du siehst ja, auch hier im Inneren der Festplatte gibt es etwas davon. Trotz der scharfen Zähne die auch Pixel und Viren manchmal haben.
Hydors Golem: Also diese Installation macht auf jeden Fall Spaß! Damit haben wir ja fast schon die zweite Frage beantwortet: Was zeigst du uns als Teilnehmerin?
Moewe Winkler: Ich zeige, wie es möglicherweise im inneren der Festplatte aussieht, wir befinden uns ja gerade in einer ersten Version. Hier, auf meiner Parzelle namens „Zyberspake“ im Kreativdorf, wird es eine Lyrik-Lesung mit Stephan Enke geben. Und zweitens gibt es ja noch mein Lyrik-Labor vorn am Kafé Krümelkram. Dort experimentiere ich mit Klängen und Lyrik-Sounds, vertone also meine Gedichte und gebe ihnen dort ein virtuelles Zuhause. Das Lyrik Labor wird auf dem FdL neu eröffnet.
Ja und Drittens, ganz wichtig: ich beteilige mich auch mit einem Beitrag auf der Gemeinschafts-SIM im Open-SIM-Grid Metropolis. Was ich dort mache, überlege und probiere ich gerade.
Hydors Golem: Ja ich stecke auch noch in meinen Vorbereitungen für Metropolis.
Moewe Winkler: Also Du siehst, ich experimentiere gern. Ich finde es toll, dass das FdL dieses Mal quasi Grid-übergreifend stattfindet. Denn SL ist zwar toll, aber nicht nur, wenn man beispielsweise an die gerade aktuellen Änderungen der TOS denkt, bei denen man ja quasi seine Urheberrechte an Linden abgibt. Ich hoffe sehr, dass Linden das zurücknehmen wird.
Hydors Golem: nun für Künstler eigentlich ein K.O.-Schlag oder?
Moewe Winkler: Hm KO-Schlag – Du meinst die TOS? Irgendwie schon. Selbst wenn ich denke, ach, nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird — so richtig angenehm finde ich den Gedanken nicht, wenn im Backoffice einer sitzt und sagt: Äääätsch, ist man alles meins !!!
Hydors Golem: Ja das ist keine angenehme Vorstellung. Hm ja ich habe für meine Experimente mich auch für OpenSim entscheiden, es wäre bei der Größe auch nicht anders möglich gewesen, oder jedenfalls für Normalsterbliche bezahlbar.
Moewe Winkler: Das stimmt. Man kann ganz toll herumprobieren und gestalten, ohne an Geld- oder Prim-Ressourcen denken zu müssen.
Hydors Golem: Nun noch meine heimliche Lieblingsfrage: Wie bist du zu den virtuellen Welten gekommen und was reizt dich persönlich besonders daran?
Moewe Winkler: 2007 habe ich davon gelesen und habe mich mal eingeloggt, fand es aber ehrlich gesagt langweilig. So 1-2 Jahre später bin ich mal wieder reingegangen und habe mich in der Kunst- und Literatur-Szene umgeschaut. Dabei bin ich auf die Kunst-SIM Caerleon gestoßen und auf das Kafé Krümelkram und Kueperpunk und habe gesehen, dass man hier Kunst und Lyrik verbinden kann. Im so genannten Real Life schreibe ich ja Gedichte und male, so richtig mit Pinsel und Farbe. In virtuellen Welten kann ich beides verbinden zu Multimedia-Installationen. Das finde ich sehr reizvoll. Und Spaß macht es auch. Es ist aber auch eine für mich zeitgemäße Kunstform in der digitalen Welt
Hydors Golem: Ja die Möglichkeiten sind in den virtuellen Welten echt beeindruckend, ich fange gerade selbst an an der Oberfläche zu kratzen. Das Skripting scheint da der nächste Schritt zu sein oder?
Moewe Winkler: Bei mir ja. Ich habe zuerst einfach meine Bilder fotografiert und hochgeladen, eine SIM gemietet, und herumprobiert. Dann kommt das Scripten ganz von allein, man kann am Anfang ja viele vorhandene Scripte und Partikel nutzen. So bekommen dann Bilder eine neue Dimension, bewegen sich, sprechen etc.
Hydors Golem: so wie deine Viren hier ?
Moewe Winkler: Hier steckt gar kein reales Bild dahinter, nur die Pixel-Textur, das ist die Verpixelung eines aktuellen Aquarells von mir. Also das ist der nächste Schritt bei mir gewesen, mich von den Bildern zu lösen und reine 3D-Installationen zu bauen, ohne Bildbezug. Das Schreiben von eigenen Scripts ist jetzt bei mir gerade aktuell. Alles in allem sind die virtuellen Welten eine tolle Leinwand. Echt. Ja, die Viren sind ohne direkten Bildbezug — wenn man mal davon absieht, dass ich mich auch in meinen RL-Bildern mit Rastern und Punkten beschäftige und Elektronik-Teile integriere etc. pp.
So gesehen hängt alles zusammen
Hydors Golem: Wow ja es ist beeindruckend. Vielen Dank für das tolle Interview. Ein Punkt, den man auf dem FDL sich definitiv ansehen sollte.
Moewe Winkler: ich danke Dir, Hydorgol!
Ich bekam dann noch eine Vorführung der Viren-Fütterung, aber das sollte man sich definitiv beim FDL live vor Ort ansehen! Unten noch ein paar Impressionen von den schlüpfenden Viren ….