Wer kennt es nicht – den Gipfel erklommen, die Aussicht genossen, vom Berg abgestiegen und dann … ja nichts.
Nicht wirklich nichts, aber eine Leere. Blut, Schweiß und Tränen sind vergossen, man kommt sauber aus der Dusche und sagt sich: gut war’s. Dann nach einer Weile, ist die Euphorie verflogen und der Alltag zieht wieder ein. Und die Frage wo ist der nächste Berg zum Besteigen. So lange es einen nächsten, höheren Berg gibt, den man bewältigen kann, ist alles gut – Aber was kommt danach?
Passiert mir nicht, ich habe immer ein Eisen im Feuer? Gut für Sie. Nun es hat selbst Schriftsteller wie Ernest Hemingway dahin gerafft. Was es genau gewesen sein mag, seine eigene Geschichte schloss auf jeden Fall mit einem Knall. In wahrsten Sinne des Wortes. Und die Liste von Künstlern die sich selbst das Leben nahmen ist lang, sehr lang.
Warum? Warum fallen so viele Schriftsteller und Künstler dem Alkohol oder anderen Extremen zum Opfer? Zum einen, man braucht einen Antrieb wenn man vorwärts kommen will. Wenn die Geschichte nicht erzählt werden muss, dann wird sie nicht erzählt – damit steht man schon mal etwas unter Druck. Dann sind und müssen Schriftsteller und Künstler besonders sensitiv und sensibel gegenüber ihrer Kunst sein, wie sonst ließen sich die Feinheiten und Nuancen herausarbeiten, die Banales vom Besonderen unterscheidet. Dann noch ein weiter Faktor: Unsicherheit, ungeregeltes Einkommen, die nervenzerfetzende Spannung, kommt mein Werk an? Will es überhaupt jemand? Also getriebene Seelen, die ab und zu mal Trost brauchen und ihn nicht immer bekommen. Da ist Tragik nicht weit entfernt.
Auf der anderen Seite: Storys werden mit Storys verkauft. Würden die Werke Vincent van Goghs Bilder solche astronomischen Summern erziehen, wenn er sich nicht das Ohr abgeschnitten und solch ein tragisches Leben geführt hätte? Keine Frage, die Bilder sind gut – aber wirklich solche Summen wert?
Er ging pünktlich zur Arbeit hatte ein gutes und geregeltes Auskommen und starb halbwegs zufrieden im Kreise seiner Familie? Interessiert keinen. Ist langweilig. Also zum Verkaufen muss dann eine andere Story her.
Dann: Alkohol enthemmt. Da werden dann auch mal wilde Geschichten erzählt oder die Wahrheit. In vino veritas. Ein kleiner Stups kann den Staub aus dem Getriebe schütteln. Was aber natürlich nicht heißt das man das zu oft und mit dem Vorschlaghammer tun sollte. Das Gehirn ist ein fein abgestimmter Apparat. Eine Uhr muss man auch nur einmal mit dem Vorschlaghammer reparieren und dann nie wieder.
Wie bin ich jetzt auf das Thema gekommen? Ach ja: Schriftsteller und Alkohol. Von Absinth über Gin, Rum, Whisky bis zum Zwetschenbrand. Der Whisky war’s. Noch so etwas wo sich die Sicht auf die Dinge mit der Zeit verändert. In der Jugend: Grauenhafter Billigfusel den sich Schnösel zum Angeben hinter die Binde gegossen haben. Mit viel Eis und Cola oder noch schlimmer: pur. Jetzt mal ehrlich, es gab Alternativen!
Dann viel später, mal einen wirklich guten probiert. Es war ein Glen … aber nur welcher? Auf die Liste von Glen’s geschaut und schnell vor der Masse von Glen’s kapituliert. Viel später, man zappt sich so durch Youtube und findet da zwei doch nicht ganz unbekannte Schriftsteller über Whisky reden. Ob das alles jetzt so Hand und Fuss hat, wer weiß, aber es ist auf jeden Fall unterhaltsam. Und Whisky ist schon ein bisschen der van Gogh unter den Spirituosen: Gut, aber jetzt immer das viele Geld wert?
Auf jeden Fall kriegt man da tolle Storys dabei zuhören. Wenn von Torfrauch benebelt, der Held auf einer Leder bestrabsten Ananas in den Sonnenuntergang reitet ….
Egal ob das Zeugs gut ist, ich hab gerade Kopfkino. Und damit wären wir wieder am Anfang und der Kreis schließt sich …
PS. Noch was. Einer der besagten Schriftsteller versucht gerade ein Ebook für 18 Euro an den Mann und die Frau zu bringen. Nüchtern betrachtet: Es mag gut sein, es mag sehr gut sein, aber 18 Euro?
Jetzt mal ehrlich, dafür muss das Buch dann verdammt gut sein!