es ist im Moment verdächtig still um die Brennenden Buchstaben – die kochen bestimmt mal wieder eine große Sache aus …
Richtig und zwar das BB Ebook Event 2014. Dort werden vom 25. April bis zum 25. Mai allerlei Ebooks mit spannenden, guten und auch interessanten Inhalt vorgestellt. Ein paar erste Einblicke konnte und durfte ich schon nehmen und würde die hier gerne den hoffentlich interessierten Publikum des Events vorstellen.
Da sich ein Countdown beim FDL 2013 eigentlich bewährt hat, gibt es auch zum BB Ebook-Event einen Interview-Countdown.
Den Anfang macht dieses Mal Kirsten Riehl (in SL als Zauselina Rieko bestens bekannt), Gründerin der Brennenden Buchstaben und Mitorganisatorin des BB-Ebook Events 2014.
Leider ist sie im Moment beruflich sehr eingespannt und so fangen wir dieses Mal mit einem Email-Interview an. Was aber der Qualität der Antworten keinerlei Abbruch getan hat wie man sich hier überzeugen kann:
H: Was ist das BB E-Book Event (für dich)? Warum organisiert ihr das / warum nimmst du teil?
Wie siehst du das Medium Ebook im Vergleich zum klassischen Papierbuch?
Wie siehst du das Medium SL im Vergleich zur realen/normalen Welt?
Z: Das BB E-Book-Event bedeutet für mich die Verknüpfung der literarischen Welt mit der virtuellen. Jede Literatur erzeugt immer auch eine virtuelle Welt – nämlich die der erfundenen Geschichten. Was liegt da näher, als die Literatur mit dem Medium zusammen zu bringen, dem sie sich verwandt fühlt? Die virtuelle Welt ist Literatur mit anderen Mitteln. Ob das klassische Papierbuch je abgeschafft werden wird, wage ich zu bezweifeln. Das taktile Erlebnis des Blätterns, das olfaktorische Erleben insbesondere alter Bücher – das alles kann ein Elektrobuch nicht leisten. Aber vielleicht wird es nie um Ablösen und Ersetzen gehen oder um die Frage „ Was ist besser?“ Vielleicht werden beide Bucharten friedlich nebeneinander existieren, so wie ja auch das Fernsehen nie das Radio wirklich abgelöst, lediglich die Art des Gebrauchs verändert hat. Ich selber liebe Papierbücher, stöbere auch gerne auf Flohmärkten in alten Schätzen oder in Bibliotheken in der Abteilung für antike Buchausgaben. Trotzdem muss ich Neuerungen ausprobieren und sehen, was sich rund ums Buch tut. Es ist einfach spannend, diese Entwicklung zu sehen. Wenn ich Literatur nach SL bringe, dann geht das für mich nicht ohne das E-Book. Schließlich kann ich ja kein Papier in SL hineinpressen. Liegt also in der Natur der Sache, dass das E-Book seine Plattform in SL finden musste. Und weil ich mein Hobby – das Lesen – in die virtuelle Welt SL bringen kann, verschwimmen für mich die Grenzen zwischen „normaler“ und „virtueller“ Welt, und zwar so weit, dass ich diesen Unterschied nicht machen möchte. SL ist für mich nicht weniger real als mein Leben auf der Arbeit, mein Leben in meiner Freizeit, mein Leben am Sonntag usw. Wenn ich abends im Bett liege und ein Buch zur Hand nehme, tauche ich in Welten ein, die ich real nie betreten werde. Ist da mein sogenanntes reales Leben nicht viel virtueller als mein virtuelles Leben in SL? Jetzt wird´s verwirrend? Ja könnte sein. Am besten macht man keinen Unterschied zwischen real und virtuell. Dann ist es leichter!
H: Was hältst du von den Kulissen in SL bei (deinen) Lesungen?
Z: Die Lesungen in SL in thematisch passender Kulisse sind für mich zweierlei:
Es ist futuristisch.
Es ist zurück zu den Wurzeln.
Futuristisch ist es, weil die Zukunft schon angebrochen ist – das Internet hat die Gesellschaft verändert und wird es weiterhin tun. Die Literatur hat ihren Platz in diesem Medium gefunden. Anstatt den ersten Unkenrufen zu folgen, nach denen das Buch durch den Computer ersetzt werden würde, hat die Literatur die neuen Medien vor ihren Karren gespannt. SL wurde von der Literaturszene okkupiert und beide haben sich miteinander angefreundet.
Zurück zu den Wurzeln ist es bei aller Zukunftseuphorie jedoch auch. Wenn man zurück blickt auf die Geschichte der Literatur, und zum Beispiel im Mittelalter Zwischenstation macht, dann sieht man Menschen auf Märkten, die sich um die Wandertheatertruppe versammeln und die erfundenen Geschichten in bunter Kulisse betrachten. Oder man landet auf einer Feierlichkeit in adeliger Runde, wo ein Dichter seine in Versform verpackten Abenteuergeschichten vorträgt. Wir machen in SL nichts anderes. Wir lesen gemeinsam, lassen uns von Geschichten in andere Welten versetzen.
Genau betrachtet, nehmen wir eine uralte Tradition wieder auf, die für einige Jahrhunderte verschwunden war – das gemeinsame öffentliche Lesen.